Rückblick auf mein halbes Jahr

Rund ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Deutschland verfasse ich nun ersten richtigen Bericht über mein halbes Jahr in Mexiko 2008.

Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der meine Mutter mir erzählte, sie kenne ein Mädchen, die für ein Jahr in Mexiko war, ob ich denn statt nach Südafrika oder Osteuropa nicht auch einen Austausch nach Mexiko vorstellen könnte… Meine Antwort? „Mexiko? Nee… Das ist doch langweilig… obwohl… Südmexiko vielleicht nicht ganz so langweilig… aber da im Norden an der Grenze zu den USA, das stell ich mir richtig öde vor“ Kaum zu glauben, dass ich das im Alter von vielleicht 14 Jahren selbst gesagt habe…

Nachdem die südafrikanische Partnerorganisation aber einfach nicht in die Füße kam mit verlässlichen Platzierungsinformationen, und TASTE mir schon anbot, ich könne ein halbes Jahr nach Neuseeland gehen, sahen wir den Südafrikaaufenthalt in immer weitere Ferne rücken. Anfang Februar (nachdem ich schon unzählige Male mir die neuseeländische Schule angeguckt hatte) bei einem weiteren Telefonat mit TASTE, hab ich schließlich gefragt, „was denn mit Mexiko“ sei.

Mitte/Ende Februar saß ich auch schon im Flieger nach Monclova (Bundesstaat Coahuila) und flog genau in die Region, die ich zweieinhalb Jahre vorher als die uninteressanteste der Welt bezeichnet hab. Und schon in den ersten Tagen wurde mir klar, dass das absolut nicht stimmt – ich hatte eine wunderbare Zeit in der besten Gastfamilie der Welt! Meine Gastfamilie bestand aus meinen Gasteltern (Miguel & Regina), Gastbrüdern (Miguel & José), Gastschwestern (Regina & Ana) und Gasthunden (Gorda & Robin). Mit Regina ging ich in eine Klasse und wir waren auch abends eigentlich immer zusammen weg: fiestas, „dar la vuelta“ (einfach nur durch die Gegend fahren und Musik hören) oder quinceaños (15. Geburtstag – riesige Feier!). Aber auch mit Ana habe ich mich super gut verstanden (auch wenn sie 4 Jahre jünger ist als ich), wir waren zum Beispiel zusammen essen, im Kino und hatten praktischerweise die gleiche Kleidergröße und haben so super Klamotten tauschen können.

Bei den monatlichen Besuchen in Eagle Pass oder Laredo (beides in Texas) hab ich mich auch nach und nach mit vielen neuen Sachen eingedeckt – kein Wunder bei den Preisen. Auf dem Rückflug hatten meine Koffer 30kg mehr Gewicht als auf dem Hinflug, ich selbst hatte 7 kg mehr Gewicht – trotz mehrmals Sport in der Woche (Fußball in der Schule, Tanzunterricht und Schwimmen am Nachmittag). Das mexikanische Essen hat es mir zu sehr angetan: ob Tacos bei meiner Freundin Andrea, Yuki (Eis) mit meinen Gastschwestern, Fritos (Chips) einfach mal so zwischendurch, Tostadas zum Mittagessen (SO lecker!), … irgendwie hat einfach alles geschmeckt! Ich erinnere mich noch daran, wie ich manches Mal erst fragen musste, wie man bestimmte Sachen isst, weil ich es mir einfach nicht vorstellen konnte.

Auch beim Spanischlernen habe ich viel Hilfe von meiner Gastfamilie bekommen. Regina hat mir in Gesprächen wichtige Wörter auf Englisch übersetzt oder erklärt, mir vieles erst auf normalem (schnellem) Spanisch erzählt, dann langsam, dann auf Englisch. Mit der Zeit habe ich immer mehr und mehr verstanden und bald schon nach dem Mittagessen jeden Tag 1-2 Stunden mit meiner Gastmutter am Küchentisch gesessen und einfach nur geredet… über alles Mögliche. Da meine Gasteltern beide sehr interessiert an Europa sind, wurden die Themen auch immer komplexer (meistens war es dann auf meiner Seite eher eine Wissenslücke als eine Sprachlücke).

Auch auf Feiern, wo fast die ganze (Groß-)Familie anwesend war, haben sich tíos, primos und die Großeltern mit mir unterhalten. Einmal wurde ich gefragt, ob wir zuhause denn DVDs bzw. einen DVD-Player hätten, weil es ja in Europa (Europa steht quasi für Fortschritt und Freiheit bei vielen) bestimmt schon etwas Neueres, Moderneres, Besseres gäbe. Auch meine Klassenkameraden waren sehr interessiert an Deutschland und haben mich von Anfang superlieb aufgenommen.

Meine Schule, das Colegio María Montessori de Monclova, hat mir insgesamt wirklich gut gefallen! Sie war sehr klein und hatte von Kindergarten bis Oberstufe nur etwa 200 Schüler (in meiner Klasse waren wir mit mir neun Leute). Ich war eine Stufe tiefer als in Deutschland, aber das war nicht weiter schlimm. So konnte ich zumindest am Ende des Schuljahres eine Graduacíon haben, deren Feier nach dem offiziellen Teil übrigens bei uns zu Hause stattfand und kurzerhand zu einer Pool-Party wurde, bei der wir sehr viel Spaß hatten!

Meine Zeit in Mexiko ging rasend schnell vorbei und es ist seit meiner Rückkehr noch kein Tag vergangen, an dem ich nicht an Monclova gedacht habe und ich hoffe, dass sich noch viele Austauschschüler „trauen“, von der mexikanischen Lebensfreude und Lockerheit anstecken zu lassen!

An dieser Stelle auch noch mal ein riesiges Dankeschön an TASTE und PLC!

Malin