Ich bin Merle und war Anfang 2022 für vier Monate in der Hauptstadt Manitobas, Winnipeg, in Kanada. Meine Zeit dort startete zunächst mit einem Corona geschuldetem Aufenthalt in einem Quarantänehotel, bei dem meine Vorfreude, meine Gastfamilie und die Schule kennenzulernen, aber erst recht noch weiter stieg. Nach ein paar Tagen war es dann so weit: Meine Gastmutter und meine beiden Gastschwestern haben mich vom Hotel abgeholt und ich durfte sie endlich persönlich kennenlernen. Auf dem Weg zum Haus meiner Gastfamilie sind wir einen kleinen Umweg gefahren und so konnte ich schon sehr viele Teile der (sehr verschneiten) Stadt sehen. Zuhause angekommen, habe ich dann auch meinen Gastvater kennengelernt.
Meine Gastfamilie ist vor einigen Jahren von Marokko nach Kanada ausgewandert und meine Gastmutter hat auch schon in sehr vielen verschiedenen Ländern gelebt. Daher wurde zu Hause nicht nur Englisch gesprochen, sondern manchmal auch Arabisch und Französisch und oft gab es Telefonate auf Russisch mit Bekannten der Familie. Kochen war die Leidenschaft meiner Gastmutter und es gab häufig traditionell marokkanische Gerichte. Den Couscous Reis mit Gemüse, Oliven und Fleisch mochte ich besonders gerne und die sogenannte Harira Suppe, die es bei meiner Gastfamilie während des Ramadans fast jeden Tag gab, koche ich immer noch sehr gerne nach.
Einstieg in die Schule wurde mir sehr erleichtert, da meine Gastschwester auch in die 11. Klasse des College Miles Macdonell Collegiate ging und mir direkt am ersten Schultag das Sekretariat usw. zeigen konnte. Ich habe die Fächer Canadian History, Psychology, Physical Education und Food and Nutritions belegt und auch relativ schnell einige Freunde gefunden. Der Kontakt beschränkte sich anfangs allerdings eher auf die Schule und in meiner Freizeit habe ich viel mit anderen Austauschschülerinnen unternommen. Das änderte sich, als ich dem Track and Field Team der Highschool beitritt und oft auf Wettkämpfe fuhr und unter anderem Karlee kennenlernte. Sie hat mich oft mit zur Jugendgruppe, Aktionen und Gottesdiensten der Riverwood Church in Elmwood mitgenommen und so habe ich auch noch viele weitere kanadische Freunde kennenlernen dürfen.
Ein Highlight war die Einladung zu einer Taufe von einer anderen Freundin aus der Kirche. Mit anderen Austauschschülern habe ich weiterhin viel unternommen. Mit Chiara aus Venedig, die ich direkt am ersten Schultag in der Pause kennengelernt habe, war ich z.B. im Springhill Winter Park Skifahren, wir haben das bekannte Human Rights Museum und die Winnipeg Art Gallery besucht. Außerdem haben wir einige Stunden in den süßen Shops und Cafés von Osborne verbracht. Wir haben immer noch sehr guten Kontakt und haben uns seit unserer Rückkehr auch schon öfters besucht.
Dass Winnipegs Spitznamen Windypeg und Winterpeg sehr berechtigt sind, durfte ich schon beim Verlassen des Flughafens spüren. An diesem Tag waren es nämlich -30° C und ein eisiger Wind. Auch hatte ich noch nie zuvor solche Schneemassen gesehen. Als ich im Februar ankam, lag schon von November an Schnee und es hat sogar noch bis April weiter geschneit. So waren einige Straßen gesperrt und man sah teilweise riesige Schneeberge auf Sportplätzen etc. Also die richtige Stimmung, um auch mal Hockeyspiele der Winnipeg Jets anzuschauen. Dazu war ich auch sehr oft auf einem Hockeyrink nahe dem Haus meiner Gastfamilie oder auf dem Red River und den wunderschönen Skating Trails bei den sogenannten Forks Schlittschuhfahren. Letztendlich habe ich also während meines Aufenthalts in Kanada viele unterschiedliche Kulturen, Religionen, Wetterlagen und Menschen kennenlernen dürfen. Dadurch ist auch meine Lust zu Reisen und damit auch andere Kulturen kennenzulernen deutlich gestiegen. Dass es aber auch sehr viel Zeit braucht, um all diese Dinge kennenzulernen, wurde mir auch bewusst. Meine vier Monate waren also im Endeffekt viel zu kurz. Nach meiner Rückkehr war mir klar, dass ich auch nochmal gerne für längere Zeit im Ausland bleiben möchte, da ich es total interessant fand, sowohl in die kanadische Kultur, als auch in Teile der marokkanischen Kultur einzutauchen. Daher geht es für mich jetzt voller Vorfreude ab Sommer 2024 für ein FSJ in einem Kindergarten nach Namibia.
Merle