Ein Halbjahr in Nova Scotia, Kanada

Mein Auslandsaufenthalt in Kanada

3. September 2022

„In wenigen Minuten werden wir mit dem Landeanflug beginnen. Schalten Sie nun bitte alle elektronischen Geräte ab, bringen Sie Ihren Sitz in die Ausgangsposition und klappen Sie Ihre Tische ein“, hörte man nur schwer verständlich aus den Lautsprechern. „Oh nein, nur noch 30 Minuten, dann werde ich meine Gastfamilie zum ersten Mal sehen“, dachte ich aufgeregt. Ein halbes Jahr, also ganze 182 Tage, in einem fremden Land, sogar auf einem fremden Kontinent, und als Verständigungsmittel nur die englische Sprache, derer ich noch nicht wirklich mächtig war. Dann ging alles ganz schnell. Mein Koffer war der erste, der auf dem Kofferband landete, die Zollkontrolle stellte kein Problem dar und dann kam mir meine erste Gastfamilie entgegen und hießen mich mit einem Plakat und Körbchen herzlich willkommen.

Meine Gastfamilie

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich am Morgen aufgewacht bin und als Erstes meine zwei Hunde Baily und Lexi begrüßt habe. Anfangs hab ich mich super mit meiner ersten Gastfamilie, die aus Gastvater (72), Gastmutter (43), Gastschwester (24) und später für 3 Wochen die Gastschwester aus Italien (18) verstanden. Wir haben schon so viele Sachen zusammen erlebt, doch nach 3 Monaten habe ich aus privaten Gründen die Familie gewechselt. Ich habe mich endlich wie zu Hause gefühlt und konnte Kanada mein zu Hause nennen. Mit meiner Gastmutter und neuen Gastschwester (15) und meinen 2 Hunden Layla und Charlie gab es immer was zu lachen, doch die besonderen Momente waren eigentlich immer zu Hause, wie zum Beispiel als meine Gastschwester mich das erste Mal große Schwester genannt hat. Ich habe es auch sehr geliebt, meiner Gastfamilie traditionelle deutsche Rezepte zu zeigen. Außerdem habe ich ihnen das Deutsche Nikolaus vorgestellt und am Morgen vom sechsten Dezember hatten alle etwas in ihren geputzten Schuhen. Natürlich habe ich auch etwas von ihrer Kultur gelernt und das echte kanadische Thanksgiving, Halloween und Weihnachten erlebt.

High School Alltag

Ich ging zur Riverview Highschool (RHS) in Sydney, die ungefähr 1000 Schüler hatte. Wir waren ca. 30 Internationals von der ganzen Welt, was ich echt cool fand, da ich jetzt Freunde von Japan bis Brasilien habe und wir uns gegenseitig besuchen wollen. Zu Anfang fiel es mir etwas schwer kanadische Freunde zu finden, weil sie alle schon in ihren Gruppen und an ihren Handys waren, aber das änderte sich auch schnell.

Ich bin mit dem klischeehaften gelben Schulbus jeden morgen 15 min zur Schule gefahren. Der Unterricht begann um 9:05 mit der kanadischen Nationalhymne und den Tagesdurchsagen wer z.B. beim Hockey gewonnen hat oder andere wichtige Informationen angekündigt wurden. Ich hatte jeden Tag dieselben 4 Fächer, die sich in der Reihenfolge änderten. Englisch, Mathe, Biologie und Global Geography 12. Ich muss sagen der Unterricht ist soviel einfacher, als Deutschland, aber man musste trotzdem viel lernen, weil wir wöchentliche Teste geschrieben haben und das im Endeffekt unsere Note gebildet hat, da es keine mündlichen Noten gibt. Da jeder Lehrer seinen eigenen Klassenraum hatte, mussten wir jede Pause durch die ganze Schule laufen, da kann man sich auch schnell mal verirren. Mein Lieblingsfach war Global und mein absolutes Hassfach war Biology (mein Lehrer ist z.b. im Unterricht eingeschlafen, zeigt wie langweilig es war) aber zum Ende hin hab ich sogar einen Wurm und Frosch seziert, was ich echt eklig und cool zugleich fand. Außerdem war ich beim Interact Club und International Club aktiv dabei, da ich es leider nicht ins Volleyballteam geschafft habe. Ich glaube meine Lieblings-Erinnerungen der Highschool waren die „Themeweek“, wo wir uns verkleiden oder auch mit Pyjamas zur Schule kommen sollten und der „home opener“ vom ersten Hockey spiel, wo alle rot getragen haben und mit „lets go ravens“ unser team angefeuert haben.

Was ich euch noch sagen möchte

Als ich vor mehr als einem Jahr mich dazu entschieden habe ein Auslandssemester in Kanada zu machen, hatte ich noch keine Ahnung, dass Nova Scotia (Cape Breton) überhaupt existiert. Ich hatte viele Bedenken, ob ich Heimweh bekommen werde, Freunde finde… Doch heute kann ich sagen, dass mich die „Cape Bretoner“ mit der Liebe zu ihrem Land angesteckt haben.

Natürlich wird es schwere Momente geben, bei denen ihr euch vielleicht alleine fühlt oder bei denen gerade nichts so läuft, wie ihr es euch vorgestellt habt. Ich sag nur, dass ich nicht erwartet habe einen Hurrikan zu erleben und eine Woche ohne Strom zu leben… Versucht aber immer das Beste aus jeder Situation zu machen und vergleicht eure Erfahrungen nicht mit anderen. Nur durch solche Situationen werdet ihr wachsen und es gibt viel mehr schöne Erinnerungen, die ihr ein Leben lang erzählen werdet. Es ist eine unvergessliche Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann!