Mein Leben auf einer Pferdefarm

(…) Meine Gasteltern habe ich dann aber ganz fix gefunden, irgendwo am Rand standen naemlich drei Leute, die ploetzlich ganz begeistert anfingen zu winken und mich begruessten. Erstmal war ich einfach nur verwirrt und hab immer nur yes gesagt, da ich ziemlich ueberumpelt war und ausserdem keine Ahnung hatte, wo meine Koffer waren. (…)

Ich bin super gut in Amerika bei meiner neuen Gastfamilie angekommen.

Die zehn Stunden Flug bis nach Seattle waren ganz schoen anstrengend und langweilig, aber zum Glueck war Nikolas, ein anderer TASTE Schueler, noch mit dabei. Leider haben wir es nicht geschafft, Plaetze nebeneinander zu organisieren, aber wir waren dann nur vom Gang getrennt, so dass wir zwar nicht nebeneinander sassen, aber trotzdem noch prima quatschen konnten. Obwohl ich das Fliegen anfangs ziemlich aufregend fand, war ich dann nach kuerzester Zeit ziemlich gelangweilt. Wenn man schon drei Stunden im Flieger sitzt und genau weiss es folgen noch sieben weitere, ist das aeusserst motivierend!

Kurz vor der Landung waeren Nikolas und ich dann vor Nervositaet schon beinahe geplatzt, da keiner so genau wusste, wie unsere Gastfamilien aussehen (außer von den Fotos) und was uns in unserem Highschoolyear so alles erwartet.

Wir hatten Glueck, denn eine Stewardess bot sich an, uns bis zu unseren Gastfamilien zu bringen, was sich als eine super Idee entpuppte. Wir mussten naemlich feststellen, dass wir viel vom Flughafen-English gar nicht verstanden haben und ohne unsere Fuehrerin relativ orientierungslos durch die Gegend gelaufen waeren. Ich war ueberrascht, dass unsere Koffer und wir selbst gar nicht mehr durchsucht wurden, aber das ist vielleicht auch besser so!

Meine Gasteltern habe ich dann aber ganz fix gefunden, irgendwo am Rand standen naemlich drei Leute, die ploetzlich ganz begeistert anfingen zu winken und mich begruessten. Erstmal war ich einfach nur verwirrt und hab immer nur yes gesagt, da ich ziemlich ueberumpelt war und ausserdem keine Ahnung hatte, wo meine Koffer waren. Auch die haben wir dann aber schnell gefunden. Zum Glueck ist nichts kaputt gegangen, das war eine meiner groessten Aengste!

Meine Gasteltern hatten ein Maedchen namens Cara dabei, die die Ferien hier auf der Farm verbracht hat. Leider ist sie mittlerweile schon wieder gefahren, dabei war sie so nett. Zum Glueck kommt sie oefter hierher!

Da Seattle am Meer liegt, haben meine Gasteltern vorgeschlagen mit mir und Cara in ein Sea Food Restaurant zu gehen. Meine erste Sorge war mir genommen, Fisch ess ich gerne, also nichts was ich nicht mag. Meine zweite Sorge, ich koennte einige Benimmregeln vergessen war auch schnell gebannt, diese waren naemlich nicht erforderlich. Wie ich naemlich feststellte, laeuft es in AMERIKANISCHEN Sea Food Restaurants etwas anders ab als zu Hause. Anstatt Teller und Besteck bekamen wir ein Schlabberlaetzchen, eine Kuechenrolle und einen Hammer serviert! Dann kam der Kellner mit einem riesigen Topf voller Krabben, Krebse und Muscheln und schmiss den Inhalt einfach quer ueber den Tisch. Gegessen wurde dann vom Tisch mit den Fingern! Der Hammer war dazu da, die Schalen der Krebse zu zerschlagen. Zu erst war mir das ganz schoen suspect, aber dann wurde mir klar, wie lecker frische Krebse sind und das man sowas nur am Meer essen kann. Also, nach der ersten Ueberraschung musste ich erstmal lachen, denn damit, dass jemand das Essen einfach auf den Tisch wirft, hatte ich nicht gerechnet! Meine Gasteltern fanden es gut, das sie mich gleich mit etwas bekannt gemacht hatten, dass es in Deutschland nicht gibt und so war das Eis erst einmal gebrochen.

Danach ging’s mit der Faehre nach Whidbey Island, wo mein neues zu Hause liegt. Ich hab ein total tolles Zimmer bekommen!! Heather und Gregg haben super viel Stil, alles ist ganz toll eingerichtet und so auch mein Zimmer. Es ist nicht so typisch amerikanisch und ich hab auch ein Federbett anstatt eine einfach Decke, aber darueber bin ich eigentlich ganz froh. Obwohl ich Hundemuede war (Jetlag) hab ich ihnen noch die Gastgeschenke gegeben, von denen sie total begeistert waren. Ich war froh, dass ich mich vorher mit grossen Gummibaerchenvorraeten ausgestattet hatte, denn so stand ich vor Cara nicht mit leeren Haenden da, waehrend die anderen fleissig Geschenke auspackten.

Am naechsten Morgen hat Heather mir dann die Farm und die Pferde gezeigt. Es ist mit einem Wort gigantisch. Auch das Haus ist ziemlich riesig, daran muss man sich erstmal gewoehnen, hab mich naemlich schon ein paar mal ins falsche Zimmer verirrt. Meine Gasteltern finden das ziemlich lustig! Mittags haben wir uns mit Lucinda in einem Restaurant getroffen. Sie ist mein APA (regionale Koordinatorin), das heisst sie betreut alle Gastschueler in diesem Gebiet. Eine andere Familie mit einer Gastschuelerin aus Belgien war auch da. Das hat mein Selbstbewusstsein bezueglich meines Englischsprechens wieder etwas aufgefrischt.

Stephanie hatte viel mehr Probleme als ich. Hier war das essen so wie man sich das eben vorstellt, Fastfood. Ich hatte sowas wie Chicken McNuggets mit Cornflakes aussen herum, was verdammt scharf aber auch lecker war. Man bekommt ganz viele Sossen dazu. Eine schmeckte wie deutsche Kraeuterbutter, die war richtig lecker!

Lucinda ist so, wie ein Deutscher sich einen Amerikaner vorstellt. Sie steckte voller Klischees! Rosa Lippenstift, blauer Lidschatten, rundlich (man konnte ihr irgendwie ansehen, dass sie total auf Fastfood steht) und sie hat mich und Stephanie ausnahmslos mit Honey und Sweetheart angeredet J Ausserdem entpuppte sie sich als Meisterin des Smalltalks, der hier zu Lande sehr populaer ist! Alles in allem sehr nett!!

Mittags durfte ich dann mein neues Pflegepferd Buster ausprobieren. Er ist Western geritten, 21 Jahre alt und Schimmel. Wenn ich ihn mit einem Wort beschreiben muesste, wuerde ich sagen, er ist einfach nur laessig! Und genau so ist er auch zu reiten. Als ich zum Aufsteigen die Zuegel kuerzer nahm, senkte sich schon der Kopf und Buster fing an gemuetlich zu kauen, als wollte er sagen, ich weiss eh schon was du von mir willst. Und das wusste er auch, denn Gewichtshilfen reichten, um mit ihm perfekte gebogene Zirkellinien zu reiten. Ausserdem ist er sowas von bequem zu sitzen, dass man sich fuehlt wie auf einem Sofa und dementsprechend eine gute Figur auf ihm machen kann. Heather hatte mich gewarnt, er waere manchmal etwas uebereifrig, wovon ich im Schritt und Trab aber nichts merkte. Er war zwar fleissig aber nicht zu schnell. Um so ueberraschter war ich, als er dann im Galopp wie von der Tarantel gestochen seine Runden mit mir durch die Halle jagte! Sobald man versuchte ihn etwas zu bremsen, began er mit dem Kopf zu schlagen! Aber mit solchen Dingen hab ich ja Erfahrung- schlagartig musste ich mich an unseren lieben Daffy in Germany erinnern! Also ich denke, das mit dem schnellen galoppieren kriegen Buster und ich in den Griff!

Gluecklicherweise war Heather ganz begeistert von meinen Reitkuensten, ich persoenlich weniger. Der Verdienst lag hier definitiv mehr beim Pferd als beim Reiter. Heather meinte, ich koennte mir gar nicht vorstellen, was fuer miserable Reiter ihn schon geritten haetten und das kann ich auch wirklich nicht, da ich mich frage, wie man auf so einem leichtrittigen Pferd so richtig nen Griff ins Klo taetigen kann!? Es ist mir unbegreiflich! Ich bekam auch sofort angeboten, wenn mir Buster nicht gefallen wuerde, koennte ich auch ein anderes Pferd haben, aber hey, besser als mit diesem coolen Rennpferd-Opa kann es doch gar nicht mehr kommen! Er ist auf der einen Seite total lieb und leichtrittig auf der anderen Seite aber auch spannend, da man spaetestens im Galopp aufpassen muss. Ich kann hier die Reitweise reiten wie ich sie moechte. Wenn ich Lust auf Western hab, dann krieg ich eben ein Westernpferd und wenn ich English reiten moechte, dann ist das auch kein Problem! Solche Moeglichkeiten muss man erstmal haben!!! Ich glaube, wenn ich zurueck komme, bin ich total verwoehnt. Haeusliche Pflichten hab ich naemlich auch nicht all zu viele abbekommen. Ich kann essen wann ich will und auch aufraeumen wann ich will. Mein Bett muss ich machen und meine Waesche hoch bringen, aber das ist ja nun wirklich keine Ueberforderung. Ich werd mich mal fuer den Spuelmaschinen Ein- und Ausraeumdienst melden. Wenn ich Reitstunden haben moechte, dann kann ich die im Stall abarbeiten, so dass ich nichts dafuer bezahlen muss. Morgen wird meine erste Stunde sein.

Spaeter waren wir dann noch im Kino in einem Film names Without Paddles. Wenn der in Deutschland in die Kinos kommt, mueest ihr den angucken, der ist super lustig! Selbst wenn man nicht alles versteht, der Witz war so offensichtlich, dass ich die ganze Zeit durchgelacht habe. Bloss das amerikanische Popcorn war gar nicht toll. Dafuer gibt’s aber jeden Tag eine Auswahl an zehn verschiedenen Cornflakes Sorten zum Fruehstueck. Wie gesagt, ich werde total verwoehnt sein, wenn ich nach Hause komme!

Also Leute, die Message dieser email ist, mir gehts super, ich hab total tolle Gasteltern und die Farm ist der Himmel auf Erden.

Einige wuerden total verrueckt werden hier, es gibt naemlich einen Laden mit den aller geilsten Stuebben Trensen, die ich je gesehen habe! Ich glaube, ich muss in zehn Monaten erstmal ein paar Reitartikel nach Hause importieren J

Macht’s gut, ich werde mich bald wieder bei euch melden!!!

Eure Kathrin