Weine nicht, weil es schon vorbei ist, lächele, weil es passiert ist

(…) No llores porque ya se terminó, sonríe porque sucedió (…)
“Weine nicht, weil es schon vorbei ist, lächele, weil es passiert ist“

Gabriel García Márquez

Dieser Schriftzug klebte auf einem riesigen Plakat, das meine beste argentinische Freundin mir kurz vor meinem Rückflug nach Deutschland bastelte. Niemals hätte ich gedacht, dass mir etwas so schwer fallen würde im Leben, wie die Rückkehr nach einem Jahr in Argentinien. Dass ich mit 15 Jahren schon das beste Jahr meines Lebens haben würde. Nach diesem Jahr hatte ich so unglaublich viel dazugewonnen: Nicht nur, dass ich gelernt habe auf eigenen Beinen zu stehen, die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, eine Fremdsprache erlernte, prägende Erfahrungen sammeln konnte. Ich hatte außerdem eine zweite Familie dazugewonnen und Freunde, die mich ein Leben lang in meinen Gedanken und Erinnerungen begleiten werden. Und ich könnte nicht stolzer und glücklicher sein, zu wissen, dass ich am anderen Ende der Welt ein zweites Zuhause habe. Aber um noch einmal kurz von vorne zu beginnen…

Endlich war es soweit! Nach dem Vorbereitungsseminar in Rosario ging es weiter für mich nach San Martín de Mendoza, eine wunderschöne Stadt in den Anden, die dicht an Chile grenzt. Meine Gastschwester holte mich mit ihrer Freundin und dem Nachbarn vom Flughafen ab und nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten und einigen Lachern lernte ich mein neues Zuhause kennen. Die darauffolgenden Tage brauchten wir noch ein wenig Zeichensprache um uns zu unterhalten, aber mit der Zeit verbesserte sich mein Spanisch rasant. Ich war sofort fasziniert von der argentinischen Mentalität, Herzlichkeit und Spontanität und konnte mir kaum vorstellen, dieses Land je wieder zu verlassen. Schnell hatte ich einen großen Freundeskreis aufgebaut und war immer viel unterwegs. Trotz allem darf man die hohe Kriminalitätsrate und Armut in Argentinien nicht vergessen. Eine große Lehre habe ich daraus gezogen, dass wir in einem Wohlstand leben, der nicht selbstverständlich ist. Den Blog, den ich für meine Familie und Freunde in Deutschland schließlich errichtet hatte, vernachlässigte ich nach nur wenigen Wochen ganz, da ich kaum noch Zeit dafür fand – und das war gut so! Denn nur so kann man voll und ganz in das argentinische Leben eintauchen! Die Lehrer in meiner Schule zeigten großes Verständnis für meine anfänglichen Sprachprobleme und versuchten mir stets ein wenig unter die Arme zu greifen. Im Allgemeinen war die argentinische Schule deutlich entspannter als in Deutschland, so dass ich keine großen Probleme mit meinen Fächern hatte. Im Dezember kamen dann auch schon die lang ersehnten Sommerferien, in denen ich mit meiner Familie ans Meer nach Chile verreist bin. Wunderschön waren auch die Reisen, die von WEP, der argentinischen Partnerorganisation, angeboten und organisiert worden sind. So hatte ich sogar die Möglichkeit den Norden Argentiniens mit seinen berühmten Wasserfällen, die Hauptstadt Buenos Aires, die endlose Weite Patagoniens und das „Ende der Welt“ – Ushuaia – zusammen mit vielen weiteren Austauschschülern zu entdecken und dabei neue Freundschaften zu schließen, die über die ganze Welt gehen.

Ich würde es jedem wünschen und empfehlen, der die Möglichkeit hat ein Austauschjahr zu machen, diese Chance zu ergreifen. Man weiß nie, wann man noch einmal im Leben dazu kommt, einer anderen Kultur so nah zu sein und vermutlich wird man wohl auch nie wieder so beeinflussbar werden, wie in seinen jungen Jahren während der Schulzeit. Für mich persönlich war dies die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können, genauso, wie Argentinien für mich zu wählen. Es ist ein so beeindruckendes und vielfältiges Land, das neben seinem berühmten Fußball, seinem Fleisch und dem Tango noch so viel mehr zu bieten hat. Über all meine Erlebnisse „dort unten“ könnte ich wohl ein Buch schreiben… Ich bin unendlich dankbar für all die Menschen, die mein Jahr unvergesslich gemacht haben, mein Leben bereicherten, mich für meine Zukunft prägten und hoffe, dass noch viele weitere Jugendliche nach mir dieselben Erfahrungen machen können!

Theresa W.