Apfelpfannkuchen auf Vancouver Island

Die Vorbereitung: Papier, Papier, Papier – für Eltern eine intensive und arbeitsreiche Zeit. Hier ist schon eine gewisse Leidensfähigkeit gefragt.

Die Reise: sehr gut betreuter Hinflug – ein Gruppenflug von einem TASTE-Mitarbeiter begleitet. Koffer durchgecheckt. Humane Flugzeiten. Läuft! Zurück bin ich alleine geflogen. Das war schon eine Herausforderung. Wer sich das nicht zutraut, muss sich eben von der Stewardess begleiten lassen.

Die Familie: ich musste leider meine erste Gastfamilie verlassen, da meine Gastmom krank geworden ist. Jetzt habe ich zwei Gastfamilien und wundervolle Erfahrungen gemacht. Die Familien waren total unterschiedlich und beide eine Erfahrung wert. Ach ja – nach einem Jahr mit einem Hund, bin ich jetzt von meinem Wunsch einen Hund haben zu wollen geheilt 🙂 Beide Gastfamilien waren sehr an einem kulturellen Austausch interessiert, sodass ich mir noch mal in vielerlei Hinsicht darüber im Klaren wurde, was eigentlich so typisch deutsch ist. Packt in den Koffer kleine Geschenke – typisch deutsch – für kleines Geld. Die Kanadier freuen sich über alles! Meine Gastfamilien waren es offensichtlich nicht gewöhnt, ein Geschenkchen von einem Austauschschüler zum Geburtstag, zu Weihnachten, zur Begrüßung etc. zu erhalten. Ein kleines Frühstücksbrettchen, ein Lesezeichen Deiner Heimatstadt, ein kleines Kartenspiel etc. öffnet Türen. Besonders gut kommen solchen Geschenkchen für die Kinder der Gasteltern an. Ansonsten helfen auch top Manieren, z.B. bei Tisch oder im sozialen Miteinander. Jeder Gastmom geht das Herz auf, wenn ihr euch mal ab und an in die Küche stellt und was Deutsches zaubert. So habe ich mit meiner Gastfamilie Superbowle geguckt und anschließend Mamas Apfelpfannkuchen für die Familie zum Frühstück gemacht. Damit bin ich auf der Beliebtheitsskala ziemlich weit nach oben gestiegen 😉

Die Schule: war gut auf Austauschschüler vorbereitet und hatte ein allumfassendes Programm für uns. Ich war willkommen! Zum Schluss habe ich alle Telefonnummern von neu gewonnenen Freunden und Freundinnen eingesammelt. Meine Kontakte-App ist mächtig angewachsen. Ich bin jetzt kanada- und europaweit vernetzt.

Ach ja – und wenn Euch die Schule vorher kontaktiert und Euch Links zu Übungseinheiten zuschickt, dann absolviert die besser. Die Schule beobachtet das. Jeder Schüler wird ziemlich individuell betrachtet. Ich wollte in den Spring Holidays in die USA zu den ehemaligen Gasteltern meines großen Bruders fliegen und die Schule hat sich super für mich gefreut und mir klaglos die Papiere gemacht, die ich von ihnen dazu brauchte. In Deutschland bin ich schon froh, wenn ich nur wenig Meckerei für einen Extrawunsch bekomme.

Kanada gehört zu den besten Bildungsländern der Welt. Keine Angst – es reicht, wenn ich die vorher hatte – ich konnte gut mithalten. Die Unterrichtsfächer sind praxisorientiert und machen einfach mehr Freude. So hatte ich z.B. das Fach “Business” und dieser Kurs betreibt den Schülershop, den ich einmal die Woche besetzten musste. Die Lehrer haben Spaß an dem, was sie tun und sind sehr relaxt.

Ach so – ich war auf Vancouver Island. Ein Träumchen! Hier gibt es das beste Klima im ganzen Land. Die Sommer sind nicht zu heiß und die Winter mild. (Gerade in meinem Jahr gab es seit 30 Jahren dort wieder mal ordentlich Schnee und wir sind beim Weihnachtsfällen im Wald stecken geblieben 🙂 An Abenteuern hat es nicht gemangelt 🙂 ) Dadurch hat die Gegend allerdings auch die höchst Obdachlosenrate. Eine meiner Gastmoms war sehr aktiv darin, diese Menschen zu unterstützen. Es schadet sicher auch nicht, etwas von der dunkleren Seite dieses Landes mitzubekommen. Und einem kleinen Bären bin ich auch begegnet. Allerdings hat meine Gastmom dann zügig den Hund eingefangen und wir haben schnell die Richtung gewechselt – so putzig der kleine Kerl auch ausgesehen hat!

Lars (10 Monate in Nanaimo, Vancouver Island)